Es wird kühler, die Tage werden kürzer, und der Drang, sich auf die Couch zu kuscheln, wird stärker. Unser Körper signalisiert uns ganz klar: Es ist Zeit, Vorräte anzulegen, sich zurückzuziehen und es gemütlich zu machen. Doch diese natürliche Tendenz passt oft nicht in unsere moderne, hektische Welt. Stattdessen kämpfen wir dagegen an, übergehen unsere Bedürfnisse und strafen uns vielleicht sogar dafür, dass wir uns schwerfälliger fühlen oder nicht so funktionieren, wie es von uns erwartet wird.
Akzeptiere die Zeit, in der wir uns befinden, und ihre Qualitäten. Wenn du abends müde bist und keine Lust mehr hast, rauszugehen, dann hat das seinen Grund. Fühl in dich hinein: Was braucht es wirklich? Die Zeit des Rückzugs ist eine wertvolle Phase, in der wir zur Ruhe kommen, Erkenntnisse sammeln und zu uns selbst finden können. Anstatt uns gegen diese natürlichen Impulse zu wehren, sollten wir sie als Teil unseres Zyklus‘ annehmen.

Der Übergang: Ein Abschiedsprozess
Mich persönlich macht dieser Übergang immer etwas nervös. Ich möchte die Sonne, den Schwung und die Leichtigkeit des Sommers festhalten. Meine Wohlfühltemperatur liegt bei warmen Tagen, der Sonnenschein auf meiner Haut ist mein persönliches Highlight, und mein Lieblingsoutfit bleibt oft im Schrank. Für mich ist es immer ein richtiger Abschiedsprozess, den aktuellen Zustand zu akzeptieren.
Die Kälte, die mich gefühlt lähmt, anzunehmen, fällt mir nicht leicht. Tatsächlich gehe ich in den ersten Wochen oft viel zu leicht bekleidet aus dem Haus – ein Zeichen dafür, dass ich den Wechsel noch nicht vollständig akzeptiert habe. Doch mit der Zeit lasse ich los. Ich akzeptiere die kommende Phase, eine Phase der Entschleunigung, des Kuschelns und des Rückzugs. Und dann kann ich beginnen, den Moment zu genießen.
Die Notwendigkeit des Wandels
Wir brauchen die Kühle, um die Wärme zu schätzen. Wir brauchen den Schatten, um das Licht zu sehen. Dieser natürliche Wandel ist auch ein Spiegelbild unserer inneren Prozesse. Lange Zeit wollte ich negative Muster und Schattenseiten verstecken oder „wegmachen“ – sei es durch Aufstellungen, Meditation oder andere Methoden. Diese Werkzeuge haben mich zwar vorangebracht, aber sie haben mich auch gelehrt, dass es nicht darum geht, Schatten zu vertreiben.
Heute habe ich die Stärke und Gelassenheit, meine Schatten anzuerkennen. Sie sind ein Teil von mir. Es geht nicht darum, gegen sie zu kämpfen, sondern mit ihnen zu arbeiten. So wie der Wechsel der Jahreszeiten unvermeidlich ist, so gehören auch unsere inneren Veränderungen zu uns. Der Herbst ist nicht nur eine Zeit der äußerlichen Ruhe, sondern auch der innerlichen Einkehr.

Licht und Schatten gehören zusammen
Genauso wie im Umgang mit Menschen in unserem Umfeld – manche triggern uns, andere nicht. Die, die uns triggern, haben eine Botschaft für uns. Sie zeigen uns, wo wir noch Entwicklungspotenzial haben. Wir tragen alles in uns – Licht und Schatten, Freude und Leid, Spaß und Trauer. Das eine kann nur durch das andere bestehen.
Es ist an der Zeit, sowohl unsere inneren als auch äußeren Veränderungen zu akzeptieren und zu umarmen. Der Herbst lehrt uns, dass Rückzug, Entschleunigung und Reflektion nicht nur notwendig, sondern auch wertvoll sind. Lass uns milde mit uns selbst sein und die Zeitqualität annehmen, die jetzt vor uns liegt.
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