Macht und Kontrolle sind für viele Menschen zentrale Bestandteile ihres beruflichen Lebens. Oft haben sie über Jahrzehnte hart gearbeitet, um eine Position zu erreichen, die ihnen Einfluss und Sicherheit gibt.
❓ Doch was passiert, wenn dieser Machtverlust droht oder gar eintritt?
❓Was macht das mit den Menschen, die sich auf diese Macht und Kontrolle verlassen haben?
Wenn Macht zu wanken beginnt, entsteht Angst, eine Angst, die oft nicht offen gezeigt wird, die jedoch im Inneren heftig brodelt. Panik und Unsicherheit schleichen sich ein. Menschen, die ihre Karriere darauf aufgebaut haben, die Antworten zu haben, ihre Umgebung zu kontrollieren und die Richtung vorzugeben, stehen plötzlich vor der Herausforderung, sich an eine neue Realität anzupassen.
Die unsichtbare Panik hinter der Fassade der Macht

Nach außen hin wirkt alles kontrolliert. Doch im Inneren tobt der Sturm. Menschen, die jahrelang durch Zahlen, Daten und Fakten ihre Entscheidungen getroffen haben, spüren, dass diese Werkzeuge zunehmend weniger ausreichen, um die immer komplexer werdenden Herausforderungen zu meistern. Sie verlieren den festen Boden unter den Füßen, weil die Welt um sie herum sich verändert – schneller und radikaler, als sie es gewohnt sind.
Die Reaktionen auf diesen Machtverlust sind vielfältig. Stress und Unsicherheit manifestieren sich in impulsivem, herrischem oder sogar aggressivem Verhalten. Es kann passieren, dass diese Menschen plötzlich ignorant, fies oder übergriffig wirken, weil sie versuchen, das Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen. Was sie nicht zeigen, ist die innere Panik, die Angst, ihre Macht zu verlieren.
Ein Perspektivwechsel auf die Mächtigen
Was aber, wenn wir auf diese Menschen anders schauen? Was, wenn wir denjenigen, die uns in der bisherigen Arbeitswelt weit gebracht haben, mit einer anderen Perspektive begegnen? Die Menschen, die sich jetzt in dieser Lage befinden, kämpfen nicht nur um ihre Position, sondern auch gegen den Verlust der Sicherheit, die sie sich über Jahre erarbeitet haben.
Diese Personen stehen vor einer neuen Herausforderung: die Annahme einer völlig anderen Denkweise, die sie weder gelernt noch verinnerlicht haben. Statt starrer Strukturen und kontrollierbarer Prozesse erleben sie nun eine Arbeitswelt, die freier, wandelbarer und unvorhersehbarer ist. In dieser neuen Realität sind Zahlen, Daten und Fakten nicht mehr die einzigen Antworten auf die Fragen der Zukunft. Das kann beängstigend sein.

Mitgefühl statt Verurteilung
Wenn ihr solchen Menschen begegnet, könnt ihr versuchen, die Angst und die Panik zu sehen, die hinter ihrer Fassade steckt – auch wenn sie es niemals zugeben würden. Diese Menschen strampeln, um ihren Machterhalt zu sichern. Sie reagieren so, weil sie sich bedroht fühlen. Was sie jedoch wirklich brauchen, ist Akzeptanz und Mitgefühl.
Indem wir ihnen nicht nur mit unserer Kritik begegnen, sondern einen Raum der Sicherheit schaffen, können wir vielleicht erleben, wie sie ruhiger und weniger impulsiv werden. Es geht dann nicht mehr darum, die Macht zu verteidigen, sondern darum, eine echte Verbindung zu schaffen. Eine Verbindung, die nicht auf Machtkämpfen, sondern auf gegenseitigem Verständnis und Respekt basiert.
Machtverlust betrifft uns alle
Machtverlust ist nicht einfach – und er betrifft nicht nur Führungskräfte. Jeder von uns erlebt in der heutigen Welt Veränderungen, die uns herausfordern. Dinge, auf die wir uns verlassen haben, die sicher schienen, geraten ins Wanken. Der Verlust von Kontrolle – sei es beruflich, privat oder gesellschaftlich – ist eine Erfahrung, die viele Menschen gerade machen.
Was passiert, wenn wir diese Menschen nicht nur als „die Mächtigen“ betrachten, sondern als Menschen, die Angst haben? Was passiert, wenn wir in diesen Momenten versuchen, Mitgefühl statt Verurteilung zu zeigen? Vielleicht werden sie dann offener für Veränderung, ruhiger und bereit, sich auf neue Wege einzulassen.
Schlussfolgerung:
Machtverlust ist eine zutiefst menschliche Erfahrung, die mit Angst und Unsicherheit verbunden ist. Anstatt die Mächtigen zu verurteilen, weil sie ihre Macht verteidigen, sollten wir uns bewusst machen, dass auch sie den Verlust von Sicherheit spüren. Mit Mitgefühl und Verständnis können wir helfen, Räume zu schaffen, in denen sie sich nicht verteidigen müssen, sondern sich öffnen können für neue Perspektiven. Denn am Ende geht es nicht nur um Macht – es geht um Verbindung und den gemeinsamen Weg in eine veränderte Zukunft.
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